Sollten wir nächste Saison tatsächlich doch noch in der DEL spielen, muss auf jeden Fall auf allen Ebenen ein Schnitt vollzogen werden. Zu einer derart katastrophalen Saison wie der noch Laufenden gibt es natürlich immer mehrere Ursachen und nicht nur einen einzelnen Schuldigen bzw. einen Bereich, der die alleinige Schuld trägt.
Es muss dennoch hinterfragt werden, wieso wir es mit dem Kader, der rein nominell auf jeden Fall mindestens um einen einstelligen Tabellenplatz mitspielen können sollte, keinen Blumentopf gewinnen konnten. Hier ist NM definitiv in der Bringschuld und muss -auch nach außen hin transparent- eine Erklärung abliefern, was er sich bei den jeweiligen Verstärkungen realistisch erhofft hatte.
Die Trainer sind sicherlich auch zu hinterfragen, da zu keinem Zeitpunkt der Saison (nicht einmal in der durchaus positiveren Phase von Weihnachten bis Ende Januar) eine ernsthafte Struktur oder gar festgelegte set pieces zu erkennen waren. Eigene Chancen resultierten in erster Linie aus schnellen Befreiungsschlägen aus der eigenen Zone, die mehr oder weniger platziert bei einem startenden Flügelstürmer am Off-Wing ankamen, als Wandspieler tief weitergeschoben wurden, und anschließend irgendwie im (leider unterirdisch schlechten) Cycling in den Slot gelangt sind.
Nicht zuletzt auch unsere special teams waren über weite Strecken ein Totalausfall und das PP wurde einzig und alleine mit der Rückkehr von Cumiskey ansatzweise erträglich. Gleichzeitig ist dennoch auch hier anzumerken, dass dieses blinde Rückpassen bei Tempoaufnahme, um die OZ zu erreichen, wohl kaum als alleiniges Mittel akzeptabel war und ist - gerade mit schnellen Spielern wie Ehl, Blank, Cumiskey und O'Donnell hätte man stattdessen auch gerne mal die carrying-in - Variante wählen können. Daher sollte ein MP auf keinen Fall über den Sommer hinaus bei der DEG bleiben.
Der Kader ist sicherlich das vornehmlichste Problem, und hier wird es auch auf allen drei Positionen zu Veränderungen kommen (müssen):
Im Tor wird Haukeland natürlich weiterhin die Nummer 1 sein, muss aber dringend auch regelmäßige Verschnaufpausen erhalten. Man kann in der DEL mit den (im Vergleich zu Spitzenligen) eingeschränkten Trainings- und Diagnostikmöglichen keinen Torhüter 45+ Spiele absolvieren lassen. Erst recht nicht, wenn dabei im Schnitt gefühlte 35+ Schüsse auf dessen Kasten kommen.
Hane wird mit der derzeitigen Aussicht auf minimale Einsatzzeiten nicht zu halten sein, sodass wir eine echte Nummer 2 brauchen, da bspw. Leon Hümer wohl noch zu weit weg ist von einem Backup-Posten in der DEL. Dazu müsste der Gute außerdem mal locker 5-10kg Muskelmasse aufbauen.
Die Verteidigung kann und darf so nicht bestehen bleiben. Sollte Cumiskey bereit sein, noch eine Saison seine Knochen hinzuhalten, wäre er eine logische Verlängerung. Ansonsten hat man leider die unangenehme Pflicht, Verträge auflösen zu müssen: Akdag und Mebus haben auf der ganzen Linie enttäuscht und sollten selbst mit (deutschen) Verteidigern aus der DEL2 ohne Qualitätsverlust zu ersetzen sein.
Wirth sollte mit der Maßgabe, sich beweisen zu müssen, ins letzte Vertragsjahr übernommen werden, McCrea hat noch ein Jahr Vertrag und ansonsten bliebe nur noch der ewige Ignaz.
Geitner hat meiner Meinung nach kein DEL-Format und sollte daher auch gehen gelassen werden.
Im Sturm ist es zwingend notwendig, Verlängerungen mit O'Donnell und unserer jungen deutschen Reihe um Eham, Blank, und Borzecki anzustreben. Auch wenn die Punkteausbeute (insbesondere bei Seppi) großen Verbesserungsbedarf hat, sind diese jungen deutschen Tiefenspieler enorm wichtig. Svensson ist als Rollenspieler enorm wichtig und sollte ebenfalls verlängert werden, da er trotz spielerischer Limitationen in jedem Spiel 100% gibt und seine Erfahrung und Führungspersönlichkeit für die Mitspieler nur positiv sein kann.
Gogulla hat diese Saison gezeigt, dass ihm das "C" auf der Brust zu schwer wiegt und sollte daher auch von diesem Amt entbunden werden - Svensson, Ebner oder ein McCrea wären da die besseren Alternativen. Clark und Payerl würde ich bei entsprechend sinnvollen Gehaltsforderungen ebenfalls behalten; bei Varone muss man klar die Genesung abwarten und dann überlegen, ob er finanziell erschwinglich ist.
Agostino halte ich trotz seiner mittlerweile sehr guten Punkteausbeute für eine nicht notwendige Luxuslösung, die sicherlich einen ordentlichen Anteil des gesamten Sturmetats verschlingt. Hier wäre meiner Meinung der Schritt sinnvoller, jüngere (lies: 27-30 Jahre alte) Stürmer in der AHL zu scouten, die sich auch nach x Jahren nicht in der NHL durchsetzen konnten. Vieler dieser Spieler haben einfach keine Lust mehr, 200 Tage im Jahr quer durch den Kontinent zu fahren (AHL = Busreise, nicht vergessen) und wagen dann lieber den Schritt nach Europa. Ein solcher Fall wäre für mich bspw. Chase De Leo (https://www.eliteprospects.com/player/116909/chase-de-leo) von den San Diego Gulls. Der hat aktuell mit USD297,500/Jahr in Kalifornien bei 50% Steuersatz "gerade einmal" knappe USD150,000 pro Jahr verdient, bekommt keinen neuen Vertrag und dürfte hier (oder natürlich irgendwo sonst in Europa) mit einem vergleichbaren Gehalt wohl liebend gerne stressfreier spielen.
Offensichtlich ist außerdem, dass wir wieder mehr Rechtsschützen und sichere Bullyspieler in unseren Reihen benötigen. Hier wäre es eventuell sinnvoll, mal bei Nicholas Baptiste (https://www.eliteprospects.com/player/10…cholas-baptiste), der wie De Leo bei 4Sports Management betreut wird, vorzufühlen. Der Vertrag bei Tappara endet diese Saison und er könnte mit seiner Abschlussstärke und dem physischen Spiel das Pendant für O'Donnell auf dem rechten Flügel darstellen. Eine Rückholaktion von Stephen MacAulay wäre außerdem ebenfalls wünschenswert.
Letztlich bleibt festzuhalten, dass wir in diesem Sommer einen wirklichen Umbruch benötigen und ich es begrüßen würde, hierbei auch mal kreativere Lösungen zu suchen, anstatt immer nur die üblichen Verdächtigen abzugrasen (hat mal 100 Spiele über vier Jahre in der NHL gespielt). Gerne auch mal innereuropäisch größere Talente, die für den Draft vorspielen wollen, mit der Aussicht auf viel Eiszeit locken. Sphären wie bei Auston Matthews in der Schweiz 2015-16 (450.000 CHF) werden da wohl eher nicht aufgerufen werden, und so ließe sich auch mal der Name Düsseldorfs für die Spieler auf der anderen Seite des großen Teichs bemerkbar machen.
Ach ja, ein letzter Punkt, der aber wohl leider nie passieren wird: wie wäre es mal mit einem der mittlerweile doch nicht mehr sooo seltenen ordentlichen japanischen Spieler? Wie man weiß, sind bei den Japanern Landsleute ein super Zugpferd für Sportveranstaltungen, und wenn bspw. ein Yushiroh Hirano (https://www.eliteprospects.com/player/42643/yushiroh-hirano) oder Yu Sato (https://www.eliteprospects.com/player/589908/yu-sato) hier spielen würde, hätte man vermutlich aufgrund der großen japanischen Community in Düsseldorf direkt mindestens 50-100 Zuschauer pro Spiel mehr im Stadion.