Ich besuche seit Mitte der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts Sportveranstaltungen. Hauptsächlich Fußball der 1. und 2. Liga, und Eishockey der Bundesliga (später DEL) und Oberliga.
Bisher war mir nicht bewusst, wie verkopft mittlerweile die Fanszene und die damit verbundene Unterstützung der Mannschaften geworden ist. Ich dachte, man stimmt die Anfeuerungsgesänge spontan, je nach Situation an. Den Gedanken, dass es "zu falschen Zeitpunkten" für Stimmungslieder kommen kann, hatte ich bisher nicht in meinem Repertoire.
Das Aufkommen der Ultra-Szene habe ich natürlich mitbekommen. Irgendwann standen plötzlich, vorher nie im Stadion anwesende (zumindest nicht wahrgenommene), jüngere Leute neben den "etablierten" Fans in den Fanblöcken, und haben eine "besondere, moderne" Fankultur proklamiert.
Am Anfang hat man (ich!) diese Grüppchen belächelt, aber irgendwann hat sich dieses Phänomen verselbstständigt, und die bisherigen Fans an den Rand gedrängt.
Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass mich diese "Ultras" überhaupt nicht interessiert haben. Mit fortschreitendem Alter, hat sich meine Position mehr und mehr von den Stehplatzrängen auf die Sitzplatztribüne verlagert. Die Besuche in den Stadien wurden mit Hochzeit und Geburten der Kinder sukzessive weniger. Per Medien habe ich natürlich mitbekommen, dass diese Szene, mit ihrem teilweise wichtigtuerischem Gehabe, immer mehr zum Ärgernis der Vereine wurde.
Tatsächlich kann ich die Ultras der DEG (auch wenn ich den ein oder anderen persönlich kenne) nicht beurteilen, weil ich zu weit weg bin, und auch jahrzehntelang kein aktiver Zuschauer der DEG war. Allerdings fände ich es persönlich sehr schade, wenn Aufgrund dieses einzelnen Ereignisses, so eine - in meinen Augen - unverhältnismäßig harte Strafe ausgesprochen und bestehen bleibt.
Meiner bescheidenen Meinung nach, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, alle Beteiligten (Sprecher der Ultras, Fanbeauftrage, Sprecher der verschiedenen Fanclubs, DEG Fanprojekt, Polizeisprecher bzw. Fanbetreuer) an einen Tisch zu bringen, und das weitere, zukünftige Miteinander offen und vorurteilsfrei zu besprechen.
Das Stadionverbot schadet allen Beteiligten. Ultras, Vereinen, Zuschauern, Mannschaften.
Verbannung, Ausgrenzung, Hass und Hetze haben im Sport keinen Platz.