Augsburg hat Bill Peters als neuen Cheftrainer verpflichtet. Hier zunächst der Link zum Beitrag auf der AEV-Homepage:
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Bemerkenswert ist dies aber auch deshalb, weil es da eine "dunkle Seite" gibt, die der AEV in dieser Mitteilung auch offensiv (oder "proaktiv", wie man heute wohl sagt) selbst anspricht, statt sie wie meist üblich komplett totzuschweigen (was an sich schon mal ein Top ist), und das nicht nur in zwei bis drei Sätzen:
Besonders im Blick hatten die Augsburger Panther bei ihren Recherchen dabei die lückenlose Aufarbeitung eines Vorfalls aus dem Jahr 2009, der erst zehn Jahre später an die Öffentlichkeit gelangte. Im November 2019 nahm Peters bemerkenswerte Laufbahn eine unschöne Wendung: Als Rassismusvorwürfe von einem seiner ehemaligen Spieler aufkamen, trat er von seinem Amt als Cheftrainer der Calgary Flames zurück. Peters räumte die Vorwürfe aus dem Jahr 2009 ein und zog mit seinem Rücktritt persönliche Konsequenzen: "Für meine damaligen Handlungen übernehme ich jede Verantwortung. Ich habe eine völlig unangemessene Sprache genutzt, die Menschen verletzt hat. Das bedauere ich zutiefst. Es ist der Job eines Trainers, einen sicheren Ort für all seine Spieler zu schaffen, in dieser Aufgabe habe ich damals versagt", so Bill Peters heute.
Auf eigene Veranlassung hat Peters infolge seiner Verfehlung ein einjähriges Programm bei der renommierten kanadischen Beratungsstelle für Vielfalt und Integration "Shades of Humanity" erfolgreich absolviert. Außerdem hat er einen zertifizierten Onlinekurs der Cornell University mit dem Schwerpunkt Diversität und Inklusion abgeschlossen.
Peters führt weiter aus: "Ich habe intensiv daran gearbeitet, meine früheren Gedanken und Handlungen zu verstehen. Als Trainer befindet man sich in einer einflussreichen Position. Mein Handeln muss immer eine positive und integrative Wirkung auf unsere Gemeinschaft haben. Alles, was ich bei Shades of Humanity und der Cornell University gelernt habe, werde ich auch in die Kabine der Augsburger Panther bringen, als Vorbild vorangehen und ein für alle sicheres Umfeld schaffen, in dem jeder seine bestmögliche Leistung für unsere Organisation bringen kann. Ich bin den Verantwortlichen sehr dankbar für das Vertrauen und freue mich sehr auf diese neue Herausforderung in der Deutschen Eishockey Liga. Die Panther haben eine lange Historie, gemeinsam wollen wir ab sofort in eine erfolgreiche Zukunft starten und uns als Club und Individuen weiterentwickeln."
Maximilian Horber, Geschäftsführer der Augsburger Panther, ergänzt: "Die Augsburger Panther stehen für eine inklusive Kultur, bei uns sind alle willkommen. Toleranz, Diversität und Gleichberechtigung sind für uns nicht verhandelbar. Bill Peters sportliche Qualifikation ist unstrittig, aber er musste uns in vielen persönlichen Gesprächen auch menschlich überzeugen. Die handelnden Personen innerhalb unserer Organisation sind verantwortlich für unsere Clubkultur, die Trainerposition ist dabei eine entscheidende Stelle. In der rassismuskritischen Betrachtung von Denkweisen und Verhaltensmustern ist Bill Peters mittlerweile bestens ausgebildet. Wir erwarten, dass er sein Wissen jetzt auch in unseren Club einbringt und seiner Vorbildrolle gerecht wird. Die erfolgreichen Teilnahmen an den Programmen von Shades of Humanity und der Cornell University, seine erfolgreiche Arbeit in den letzten beiden Jahren in einer Juniorenliga und vor allem Bills große Bereitschaft zur Selbstentwicklung haben uns dazu bewogen, ihm in einer für uns sehr wichtigen Phase das Vertrauen als neuer Cheftrainer der Panther zu schenken. Bill Peters hat sich diese Chance verdient."
Soweit der AEV selbst. Definitiv aber ein Flop ist die Wiedergabe und Übernahme dieser offiziellen Pressemitteilung auf der DEL-Homepage, bei der die obige ausführliche Passage schlicht "vergessen" bzw. alles nach dem vierten Absatz einfach mal komplett weggelassen (aber alles davor 1:1 wortgetreu übernommen) wurde:
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Nun gut. Ich bin nicht sicher, ob das Thema hier von Interesse ist, aber erwähnen und zur Diskussion stellen kann und sollte man es m.M.n. schon.
Ich selbst habe im Moment keine 100%ig abgeschlossene Meinung dazu, empfehle aber, den gestrigen bissl-Hockey-Podcast von Fetzer/Schwickerath ab 22:42 zu diesem Thema zu hören:
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Womit ich nicht sagen will, dass der Podcast auch zu 100% meiner Meinung entspricht. Zum einen spielt hier ein Generationenunterschied eine Rolle, zum anderen ist das "N-Wort" in Kanada/USA ein anderes, und vor allem anders konnotiert als hierzulande (oder als es zumindest hierzulande mal konnotiert war). Ich wundere mich auch, warum man in solchen Beiträgen immer nur verschämt von dem "N-Wort" spricht, als es in einer Diskussion über das Thema einfach mal deutlich (also "Nigger" in Kanada/USA, "Neger" hier) zu benennen. Nur mit dessen Erwähnung in einer Debatte erklärt man sich ja mit dessen Verwendung nicht automatisch einverstanden.
Es soll hier auch nicht um ein AEV- oder Peters-Bashing gehen, sondern um das Thema allgemein. Diese Verpflichtung ist nur der Anlass. Und auch sowas wie ein Test, ob und inwieweit man in diesem Forum solche Themen vernünftig diskutieren kann.
Okay, soweit mal. Feuer frei.