Emsland37, großartige, sachliche Replik. Danke dafür!
Wenn ich solche Fan-Vitae lese, bin ich immer wieder beeindruckt, und auch etwas eingeschüchtert. Reflexartig frage ich mich, welches Recht ich überhaupt habe, hier mitzureden bzw. zu schreiben...
Natürlich, wie ich bereits in meinem Eingangspost geschrieben habe, verstehe ich die Reaktionen der Fans. Vor allem, wenn man so viel Geld investiert. Es sind nicht nur, wie du berechtigterweise anmerkst, die Tickets. Hinzu kommen Getränke, der ein oder andere Imbiss (wobei ich mich hier frage, wie man auf die teilweise absurden Preise kommt), und manchmal noch ein Fan-Artikel. Und die Zeit, die man investiert nicht zu vergessen. Damit könnte man problemlos einen Bachelor oder Master (oder beides) absolvieren. Aus diesen Investitionen leitet der Fan (die Verwendung des generischen Maskulinums schließt alle Geschlechter mit ein!) natürlich Ansprüche ab. Wie ein Kunde.
Aus den schmerzvollen Erfahrungen der Vergangenheit, und vielen Gesprächen mit Vereinsverantwortlichen und Fangruppierungen verschiedener Vereine, habe ich mir offenbar eine neutralere und nüchternere Sichtweise auf die Dinge angewöhnt, die vielleicht etwas kalt daherkommt. Daher glaube ich nicht, dass Fans aus ihren Investitionen Ansprüche an den Verein, die Spieler oder Funktionäre ableiten können. Fans sind vielmehr Teil des Ganzen. Die Funktionäre und die Gesellschafter der Vereine tragen die ganze Verantwortung und das Risiko. Kein Verantwortlicher (die berühmten Ausnahmen bestätigen wie immer und überall die Regel), arbeitet absichtlich gegen die Interessen des Vereins, der Gesellschaft oder der Fans. Jeder gibt sein Bestes bzw. versucht das Beste aus der Situation, mit den gegebenen Mitteln zu erreichen. Oftmals ist das ein ständiges Balancieren auf dem Drahtseil.
Natürlich kann jeder Fan seinen Unmut kundtun. Im Grund darf sich jeder im Rahmen des geltenden Gesetzes äußern, wie er möchte. Nochmal, ich verstehe die Enttäuschung der Zuschauer/Fans. Ich habe aber kein Verständnis für Diffamierungen von Personen, und vor allem nicht für die trotzige Haltung der Fans, im letzten Drittel, wo es - gerade im Eishockey - nochmal um alles gehen kann, den Support komplett einzustellen. Oder, wenn der Trainer den Goalie 2 Minuten vor Ende aus dem Tor nimmt, und die Mannschaft, bei Grabesstille, ohne jegliche Unterstützung der Zuschauer, doch noch den Anschluss erkämpfen möchte/soll. Da meine ich - als neutraler Beobachter - hat die Mannschaft jedes Recht der Welt, die Fans auszupfeifen, anstatt andersherum... (nur meine Meinung!).
Eine für mich, als einfacher Zuschauer, beispielhafte Spielsituation, die durch das kontraproduktive Verhalten der Zuschauer provoziert wurde, war, als Max Balinson, in aussichtsreicher Schussposition an der blauen Linie, vor lauter Verunsicherung, sich nicht getraut hat abzuziehen. Und danach auf der Bank von Mitspielern getröstet wurde.
Gegen Köln gab es ein zwei-minütiges Überzahlspiel, ohne einen einzigen Schuss auf's gegnerische Tor.
Jeder Sportfan kennt die Situation, wenn der Funke von der Tribüne auf die Mannschaft überspringt. Und die Spieler plötzlich über sich hinauswachsen. (Ich weiß, das geht auch andersherum!)
Was früher war, zählt heute nicht mehr. Die Realität ist hier und jetzt. Auch ich schwelge gerne in Nostalgie (meine Kinder können ein Lied davon singen, meine Tochter bekommt auf der Tribüne regelmässig zu viel, wenn ich nach dem zweiten Alt von der sagenhaften Stimmung an der Brehmstraße der 1970er und 80er erzähle...), aber wenn der Erfolg der DEG in dieser Saison erzwungen werden soll, geht das nur gemeinsam. Die Mannschaft besteht nunmal aus den Spielern, die für diese Saison unterschrieben haben. Es sind noch 37 Spiele zu spielen. Vielleicht kommt noch der ein oder andere Spieler im Laufe der Saison hinzu. Auch weiß niemand, wie sich die anderen Mannschaften im weiteren Verlauf der Saison entwickeln. Es ist noch alles drin!
Deshalb habe ich überhaupt kein Verständnis dafür, dass jetzt schon bzw. bereits seit einiger Zeit, einige Fans den Kopf in den Sand stecken, kübelweise Müll über Spieler und Funktionäre ausschütten, und so tun, als sei die Saison bereits gelaufen. Man stelle sich vor, man erwarte von seinem Partner bedingslose Liebe, beschimpft ihn aber permanent als unwürdige, unnütze Fehlbesetzung. Zu was soll er sich dann noch bereit fühlen? (leicht an den Haaren herbei gezogen, ich weiß...)
Es gibt einen Spruch, der nicht immer zutrifft, aber für die derzeitige Situation der DEG ganz gut passt: "Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren."
In diesem Sinne, drei Punkte in Schwenningen!