Die Ultras hatten ja auf Facebook geschrieben, man könne mit ihnen im Umlauf hinter der West (wieder) sprechen. Dieses Angebot habe ich gestern tatsächlich mal genutzt.
In diesem Sinne würde mich mal interessieren ob du myfreexp uns an eurem Austausch teilhaben lassen möchtest?
Du stehst ihnen ja auch eher skeptisch gegenüber (oder?) - hat sich das etwas gedreht?
Grundsätzlich habe ich mit Ultras kein Problem, nur im "Detail". Wobei man vielleicht zwischen "Ultras" (DEG) und z.B. "Ultras" (F95) auch noch unterscheiden muss. Und viele verwechseln die ja auch mit Hooligans, wurde ja erst kürzlich => hier von Mikey06 beschrieben. Das eine hat mit dem anderen aber mal gar nix zu tun. Dass sich jüngere Fans in einer Ultra-Gruppe organisieren, um ihre Mannschaft zu supporten, dagegen ist ja grundsätzlich nichts einzuwenden und kann ja durchaus auch eine positive soziale Komponente haben.
Was mir bei Ultras etwas gegen den Strich geht, ist diese (aus meiner Sicht) überheblich-bornierte Haltung, primär nur ihren eigenen Ultra-spezifischen und einschläfernden Singsang in Dauerschleife zu präsentieren, und andere Gesänge und Anfeuerungen zu überstimmen bzw. nicht aufzunehmen. Das war das eine Thema, das ich angesprochen habe. Das andere Thema war, was sie eigentlich gegen Wunderkerzen haben, weshalb da immer so eine dunkle Lücke in der Mitte der West beim Einlauf der Mannschaft ist.
Das war ja jetzt auch kein längeres Gespräch mit einer größeren Gruppe, sondern nur relativ kurz mit zwei m.o.w. zufällig anwesenden Angehörigen der Ultras (deren "Status" innerhalb der Gruppe ich nicht einschätzen kann).
- Wunderkerzen stünde man "neutral" gegenüber. Mein Einwand, dass es ja wohl kaum neutral sei, wenn der gesamte Block keine einzige Wunderkerze zündet, wurde zwar registriert, aber viel mehr auch nicht. Begründet wurde es damit, dass man soviele Fahnen und Doppelhalter beim Einlauf der Mannschaft auspacken und hochhalten müsse, dass man quasi keine Hand mehr frei habe. Außerdem würden ja auch drumherum nicht alle Wunderkerzen zünden. Ich halte die Begründung für etwas vorgeschoben.
- Die Reaktion auf meinen Kommentar zum einschläfernden Dauersingsang lautete "Ja, das hören wir öfter". Worauf ich fragte "Und warum macht Ihr dann nix daraus und haltet 10 Minuten irgendein Shalalala durch, das beim Rest nicht zündet?". Ein Wort gab das andere, der eine Gesprächspartner meinte, er ginge voll darin auf. Worauf ich erwiderte, dass es aber nicht darum ginge, sich Selbstbefriedigung zu verschaffen, sondern darum, die Mannschaft anzufeuern.
Ich denke nicht, irgendwas damit erreicht zu haben, aber es ist andererseits auch nicht so, dass die Jungs (und Mädels) nicht wenigstens zuhören würden und nicht zu einem Gespräch bereit wären. Vielleicht würde es helfen, wenn mal noch mehr Leute das Angebot wahrnehmen, die Initiative ergreifen und das Gespräch mit den Ultras suchen würden. Immerhin wurde mir gesagt, man wolle die Punkte intern mal aufgreifen und ansprechen. Ob das auch wirklich passieren wird, keine Ahnung.
Auf jeden Fall halte ich es im Falle der DEG nicht für zielführend, eine dauerhafte Konfrontation zwischen Ultras und dem Rest der West zu befördern oder gar zu zementieren. Eher würde ich ein offenes Treffen befürworten, wo man sich mal gegenseitig die Meinung geigen kann.
Zu mehr war dann keine Zeit. Anschließend habe ich noch ein paar interessante Infos dazu erfahren können, wie es zu der recht plötzlichen (und unerwarteten) Aufhebung der Stadionverbote gekommen ist, aber da weiß ich nicht, inwiefern die für die Öffentlichkeit bestimmt sind (kann ich aber nochmal fragen). Jedenfalls hielt ich die Maßnahme von Beginn an für maßlos überzogen, und der DEG kann man da überhaupt keinen Vorwurf machen, da sie immer in Abstimmung und Kooperation mit den Ultras gehandelt hat (wohl primär durch und über ihre Fanbeauftragten).
BTW: Den bei Spielen auch häufig im TV zu sehenden Doppelhalter "Altbier für Alle" fand ich schon immer cool. Den gibt’s auch hinter der West als T-Shirt zu kaufen, werde ich mir wohl mal zulegen.
Nachtrag Stunden später:
Als ich im Nebensatz erwähnte, wann ich erstmals bei der DEG war, warf der Ältere der beiden ein "Okay, da war ich noch nicht geboren". Und das bringt mich zu einem weiteren Punkt:
Die Brehmstraße hatte drei Seiten Stehplätze und eine "Scheiß-Tribüne!" (so hieß das damals, und so wurde es gerufen). Und diese drei Seiten sangen und riefen weitestgehend synchron, ohne dass es irgendwelcher Vorturner bedurfte.
Im Gegenteil, hätte da ein Grüppchen gemeint, sein eigenes Ding am Rest vorbei durchziehen zu müssen, wäre es recht schnell mundtot gemacht worden. So jedenfalls ist zu vermuten.
Diese Erfahrung dürfte den meisten oder allen Ultras völlig fehlen, vielleicht können sie sich das auch gar nicht vorstellen. Auf der anderen Seite ist diese Erinnerung im Gedächtnis der Altvorderen eingebrannt. Das hat es ja in dieser Form auch sonst nirgendwo gegeben, im Fußball jener (und auch heutiger) Zeit schon gar nicht, dass praktisch ¾ eines Stadions Angehörige der "aktiven Fanszene" waren, ohne dass es eine solche in organisierter Form überhaupt gegeben hätte.
Insofern könnte es sein, dass wir hier einen einmaligen und DEG-typischen Konflikt zwischen "Jungen" und "Alten" haben.
Das ist erstmal nur der Versuch einer Beschreibung und keine Lösung. Und natürlich wird man das im Dome auch nie wieder so hinbekommen können wie auf der Brehmstraße. Schon wegen der Gesamtakustik nicht, und erst recht nicht bei jetzt drei "Scheiß-Tribünen" und nur einer Supportkurve. Aber zu Zeiten der Stehplatzgeraden war es im Dome m.M.n. auch nicht besser, daran liegt es nicht.
Aber wenn man es hinbekäme, den Ultras (und auch dem Rest) den schönen Gedanken des Gemeinsinns etwas näherzubringen, so dass wenigstens die West einigermaßen synchron, einheitlich und vor allem vollständig supportet und da nicht irgendwelche Ego-Trips ausgelebt werden, wäre schon sehr viel gewonnen.