Die Mannschaft zeigt gerade ein wirklich anderes Gesicht, sehr schön. Ich hatte seit ein paar Spielen schon oft das Gefühl, dass diese Mannschaft mittlerweile aktiv mitspielt und nicht nur auf "nicht verlieren" spielt. Diese Zusammenbrüche in manchen Spielphasen haben dem Team oft echt zugesetzt, und dann wurde sofort der Game-Plan von den Spielern über den Haufen geworfen, und jeder irgendwie versucht hat sich individuell zu wehren, aber man hat nicht mehr als Team agiert. Ich erinnere mich, dass von Steven Reinprecht in den Interviews auch genau das bemängelt wurde, man habe sich nicht an die Absprachen, dem Game-Plan, gehalten. Das war durchaus sichtbar.
Dann implodiert halt ein Spiel, und die Stimmung im Team wird Scheisse, und es bilden sich Grüppchen. Das dringt natürlich nicht nach aussen, Hockeyspieler haben da einen grossen Ehrenkodex - was in der Kabine passiert, bleibt in der Kabine. Punkt. Da bleiben natürlich dann für die Presse und Fans nur so Wischi-Waschi Interviews, wo die Spieler versuchen professionell zu sein, und keine Namen nennen. Intern steppt aber gerne mal der Bär. Gogulla wird oft für seine passiv wirkende Art von aussen kritisiert, Reinprecht auch, aber ich bin mir aus Erfahrung im Sport schon sicher, dass in der Kabine Dinge ganz anders laufen. Ist halt nicht sichtbar, aber aus Sicht eines Teams ist das eine professionell Entscheidung. Vielleicht für die Fans nicht die richtige Entscheidung, aber die haben das für sich so beschlossen.
Für mich passt das schön zusammen gerade: Laurin Braun scheint der neue "Glue Guy" zu sein, der hilft das aus dem Team wieder ein Team wird. Kleinigkeiten, wie nach dem 1. Drittel in Mannheim am Ausgang zu stehen und jeden einzelnen Mitspieler abzuklatschen, sind für so ein Teamgefühl so viel mehr wert als man vielleicht als Fan denkt.
Es wird vom Club oft gesagt, der kleine Aufschwung kommt gerade, weil man endlich mal mit 4 Reihen agieren kann. Das ist naheliegend, aber nicht nur wegen der Kondition der Spieler - woran die meisten als erstes immer denken. Wenn man nun auch mal überzählige Spieler am Spieltag hat, kann Reinprecht nun auch die richtigen Leute auf die Positionen stellen, mit den Aufgaben, die er sich für das jeweilige Spiel ausgedacht hat. Bei nicht vollständigem Kader müssen Spieler auch mal Positionen, Reihen oder Aufgaben spielen, die sie einfach nicht gut lösen können. Die Taktik verändert sich dann auch, der Game Plan ebenfalls. Und man ist damit eigentlich immer schon automatisch im Hintertreffen gegen Mannschaften, die ihre Positionen, ihre Taktik und ihren Plan spielen können. Einstudierte Laufwege, Bullies, Spielsituationen. Das geht viel besser wenn man flexibel die richtigen Leute für den Job aufstellen kann. Kurz: man kann endlich das spielen, was man spielen möchte. Und nicht nur das, was man gerade einfach spielen muss, weil keine anderen Optionen.
Das war jetzt ein kleiner Versuch einer Analyse, "warum" es anscheinend gerade besser funktioniert. Sicherlich auch Glück dabei und formschwache Mannheimer und Münchener, aber trotzdem glaube ich nicht, dass diese Siege nur reiner Zufall waren.